Dach decken sieht ganz einfach aus. Unten anfangen, Reihe durchdecken und dann die nächste drüber, aber so einfach ist es eben doch nicht.
Grundlagen
Abgesehen davon, dass es verschiedene Ziegeltypen und -materialien gibt, gibt es im Wesentlichen drei wichtige Typen:- Flächenziegel, naja, wie der Name schon sagt
- Ortgangziegel, kann man, muss man aber nicht decken
- Firstziegel, braucht man!
Ortgänge
Wenn man ohne Ortgangziegel deckt, ist es wirklich relativ simpel. Idealerweise besorgt man sich das Produktdatenblatt der Ziegel.Dort ist vermerkt in welchen Abständen - sowohl horizontal wie vertikal - sie gedeckt werden können. Die meißten Ziegel haben einen gewissen so genannten Verschiebebereich. Das heißt man kann die Ziegel weiter auseinanderziehen, mit größeren Lücken, oder näher zusammenschieben.
Wie man's macht hängt davon ab, die breit und hoch das Dach ist. Man versucht natürlich so zu decken, das man am Ende nicht mit der Flex Ziegel abschneiden muss.
Beim Decken mit Ortgangziegen MUSS es passen, da ist nichts mit flexen...
Hinweis: Deckt man mit Ortgangziegeln im Verband (ein halber Ziegel der nächsten Reihe überlappt den darunterliegenden zur Hälfte, also quasi versetzt), benötigt man halbe Ziegel. Das sind nicht einfach durchgeschnittene ganze Ziegel, sondern spezielle Formziegel (Formziegel sind alle, die irgendwie speziell sind) - Achtung, diese sind relativ teuer. Ich habe in Reihe gedeckt. Nachteil ist weniger Sicherheit bei Sturm, aber da wir nicht direkt ein Sturmgebiet sind wollte ich die paar Hundert Euro einfach sparen. Hoffentlich bereue ich es nicht irgendwann.
Und nochwas: Am First wird nicht gerflext! (Praktisch geht das schon, aber es ist eben Gepfusch') Das heißt man teilt die Lattung von unten nach oben so ein, dass es in der Höhe der Ziegel aufgeht.
Beim Decken mit Ortgangziegeln teilt man das Dach in der Breite genau ein. Alle drei oder vier Ziegel wird dann in der Breite vertikal über die Lattung geschnürt mit einer Schnürschnur. So weiß man genau wie die Ziegel liegen müssen (weiter auseinander oder enger zusammen) damit es am Ende aufgeht. Dann fängt man bei der Ortgängen an.
Oben und unten, rechts und links: Ein Ziegel hat klar eine Ober- und eine Unterseite, aber er hat auch eine linke und eine rechte. Dabei bezeichne ich jetzt einfach mal willkürlich die Links-Seite als die mit Falz unten (nach oben schauend). Hier wird der nächste Ziegel einfach links davon oben aufgelegt. Die rechte Seite ist die mit der Falz oben (nach unten schauend), hier muss der nächst folgende Ziegel unten drunter geschoben werden, was natürlich schwerer geht. Ist jetzt wichtig am Ortgang, denn...
Zuerst der unterste Ortgangziegel, dieser wird nur aufgelegt, damit man später noch an die Dachrinnenhaken kommt, wenn man mal muss (bzw. der Spengler noch hinkommt). Alle anderen Ortgangziegel werden verschraubt. Und zwar so, dass der Ziegel sich noch ganz bissl wackeln lässt, damit er nicht platzt, wenn man der Wind daran zerrt.
In der Regel haben die Ortgangziegel jeweils ein vorgesehenes Loch für die Schraube. Dieses kann man mit der Schraubenspitze (kann sein, dass das Loch nicht ganz durchgeht) und einem gefühlvollen Schlag mit dem Ende des Akkuschraubers durchstechen.
Vorderer Ortgang eingedeckt |
Bei linken Ortgangziegeln (siehe vorletzter Absatz) einfach von unten her decken und verschrauben. Bei rechten Ortgangziegeln muss immer ein Flächenziegel vorher/nachher mitgedeckt werden. Denn sind die Ortgänge erstmal verschraubt, lassen sich die Ziegel nicht mehr hochheben um den nächsten Ziegel drunter zu schieben. Deckt man hier gleich eine Reihe von unten nach oben Flächenziegel mit, bekommt man die folgenden Ziegel unter.
Bei den linken Ortgangziegeln eine Vertikalreihe Flächenziegel mitdecken |
Ok, also erst ALLE Ortgangziegel decken. Links, rechts, vorne und hinten.
Erster Firstziegel |
Danach sollte man mal tief durchatmen und sich ganz genau (!!!) überlegen wie man weiterdeckt. Dabei daran denken: Nicht so decken, das man sich den Zugang zu schweren Stellen schon zu Anfang verbaut - Bei flachen Dächern kann man zwar noch auf den Ziegeln laufen, aber gerade bei steileren Dächern ab 30° Neigung braucht man einfach die Latten um sich sicher auf dem Dach bewegen zu können. Auch überlegen, wie die kürzesten Wege sind und wo man die Leiter anstellt etc.
Die unterste Reihe hier erstmal freigelassen wegen der Leiter |
Ich habe gelernt: Zuerst die Ortgänge, dann die letzten zwei Reihen vor dem First, jetzt um den Kamin, dann die Firtsziegel aufsetzen, dann alle schwierigen Stellen (Dachfenster), erst ganz zum Schluß die Flächenziegel.
Eine Seite fertig gedeckt |
First
Nun zum First. Der First hat eine, oder auch zwei, je nach Höhenbedarf der Firstziegel, Firstlatte(n).Auf diese Firstlatten kommen die Firsthaken. Es geht auch ohne, aber ich glaube es macht das Ganze schon windsicherer.
Und so wie unten werden sie verbaut.
Der nächste wird dann einfach reingeschoben und ist somit vorne auch gesichert |
Die Firstziegel haben zwei Seiten. Eine, ich nenne sie mal, "Drunter-" und eine "Drüberseite". Die Drunterseite sollte in Hauptwindrichtung liegen, damit ergo die Drüberseite diese überlappt und der Wind darüber statt darunter weht.
So sollte es in etwa aussehen |
Ortgang ohne Ortgangziegel und das untendrunter
Noch etwas zu den Ortgängen von unten. Bei mir haben die Ortgangziegel nur noch für eine Seite gereicht und ich wollte nicht extra nochmal Geld ausgeben. Deswegen gibt es hinten am Schuppen eben keine.Hier auf dem folgenden Bild der Ortgang hinten von der Unterseite photographiert. Man sieht, dass die Ziegel überstehen. Hier könnte man nun flexen oder es so machen wie ich.
An das Hängebrett (das breite im Bild, das quasi unter den Latten "hängt" - es ist natürlich verschraubt ;) habe ich noch nach außen hin ein weiteres Hängebrett drübergeschraubt. So weit, dass ich über die zweite, aktuell in der Luft hängend, Ziegelnase (unten die beiden Nippel, die man an der Latte einhängt) raus komme. Da kommt nun seitlich noch ein Brett dran. In die Ziegel am Ortgang hierhabe ich jeweils ein Loch gebohrt (natürlich so, dass es von dem darüberliegenden Ziegel verdeckt wird) und sie festgeschraubt.
Das seitliche Brett bekommt dann, wie übrigens alle Bretter an denen Regenwasser antlanglaufen könnte, unten eine 15-20° Fase mit der spitzen Seite nach außen. Die so genannte Tropfkante, aber das kennt ihr ja bestimmt, ne? :o)
An einem Hausdach würde man es ordentlicher/haltbarer machen. Hier würde der Spengler ein Blech an der Kante verbauen.
Und hier ein Update zur Fertigstellung... http://karl-erwin.blogspot.co.uk/2013/09/holzschuppen-die-letzten-bretter-sind.html
Gut, das war's eigentlich schon. Viel Spaß!
KEF
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen