14. November 2011

Fenstersanierung Teil 4 - Alte Fenster alternativ und kostengünstig selbst dämmen

Hallo,

die alten Holzsprossenfenster sind also nun saniert. Allerdings ist es a weng kühl geworden bei Minustemperaturen nachts - zum Glück nur draußen, denn ich habe ja Maßnahmen getroffen um Karl-Erwin zu wärmen.



Fenster war ein wenig zu kurz, aber so ist es genau richtig von der Dichtigkeit


Das Gute ist, dass das auch ohne große monetäre Investitionen funktioniert hat - gut, ein paar Winkel, Schrauben, aber vor allem mal wieder viele Stunden Arbeit. Etwas Stopfhanf, bzw. Schafwoll und zwei Tuben "MEM Öko-Korkdicht" (gibt's im Baumarkt leider bisher nur auf Bestellung).


Hauptsächlich habe ich Holzfenster mit Doppelisolierverglasung ohne Rahmen verwendet und diese fest installiert.
Nach langen Überlegungen ob ich die Fenster außen oder innen davorsetze, habe ich mich für außen entschieden, da ich die alten Fenster noch zusätzlich vor Witterung schützen wollte.


Wohnzimmer Vorfenster, davon eines nach außen zum Öffnen
Bis auf ein Fenster im Wohnzimmer, welches sich von außen nach außen öffnen läßt (zum Gegenlüften dienen Keller-, bzw. Eingangstür für Durchzug), sind alle Fenster fest installiert, was nicht schön ist, aber anhand der Größe für mich einfach nicht anders zu bewerkstelligen war.



Bei solchen Basteleien muss man unbedingt beachten:
Innenfenster müssen dichter sein, als Außenfenster, damit die Feuschtigkeit raus kann. 

Silikondichtung innen - MEM Korkdicht außen
Wenn man das nicht so macht, zieht die Luft über das innere Fenster in den Zwischenraum und die Feuchtigkeit schlägt sich am Außenfenster an, weil sie nicht raus kann. Ist das Außenfenster zu undicht, kommt wiederrum keine dämmende Luftschicht zustande und das innere Fenstere beschlägt innen. Kastenfensterprizip eben - muss man a weng rumprobieren, bis es passt. Aber mit Stopfhanf kann man ja gut variieren.

Ansonsten habe ich die Innenfenster schweren Herzens mit Silikon abgedichtet: Also, Silikonwurst in die Falz gesprüht, Klarsichtfolie aus der Küche drauf, zu machen und 2-3 Tage trocknen lassen. Passt sich perfekt an, was bei den alten Holzfenstern einfach wichtig war.



Selbstgebautes Bad-Vorfenster


Das beste Ergebnis bisher sind mit meinem 9kw Holzofen morgens 17°C-Unterschied (Plus) zur Außentemperatur bei -2°C wobei die letzte Anschürung 5 Stunden zurück lag. Ofen ist übrigens der hier: Bruno Romantik Mini. Es wird aber vermutlich knapp ohne Zusatzdämmung der Wände, wenn es richtig kalt wird, aber mal schaun....









Ofenkuschelige Grüße,
Karl-Erwin's Frau



6. September 2011

Fenstersanierung Teil 3 - Verglasung

Hi,

in diesem dritten Teil geht es weiter mit dem Verglasen der Fenster.
Erstmal zu den Scheiben: Nein, man muss nicht teuer Geld beim Schreiner ausgeben, oder beim Glaser um sich Scheiben machen zu lassen, die dann hinterher meist nicht passen, weil man selbst garnicht so mm-genau messen kann.
Ich habe mich abgesehen davon auch für's selbstschneiden entschieden, weil bei meinen Anfragen nach 2mm-Scheiben immer zur Antwort kam "so was gibt's seit Jahren schon nicht mehr!"


Also: check ebay, check Kleinanzeigen, kauf ein großes Auto (oder notfalls leihen) und schaff Dir alte Fenster an! Die meisten Leute sind froh, wenn jemand den alten Mist abholt und ihr habt dann genug Scheiben auf Vorrat, bzw. Ganze Fenster zum basteln (Wintergarten, Frühbeet, .....).

Dann entfernt man die Scheiben, die von der Größe passen besorgt sich einen Glasschneider (gibt'S mit Rädchen oder Diamant für ein paar €). Zum schneiden unbedingt einen Tisch mit 100% planer Oberfläche nutzen, sonst gibt es zu viel Ausschuss.
Diamant-Cutter

Ich bin nach erfolglosen Messversuchen dazu übergegangen Das Fenster neben den Schneidetisch/Werkbank zu stellen und habe dann ohne Metermaß "live" gemessen: In der Regel braucht man 2 Schnitte: 


Also Scheibe dranhalten, markieren, schneiden, 

Passt fast...
Scheibe nochmal dranhalten, markieren (mit dem Glas-Cutter) und nochmal schneiden.

Passt!

Zum schneiden am besten eine Wasserwaage anlegen und in einem durch mit Druck den Cutter durchziehen, 

Unbedingt einen kompletten Schnitt ohne Unterbrechung machen
 
dann auf die Tischkante legen und ohne Zögern mit Schmackes durchbrechen.

Klappt auch nicht immer - so einen Rest mit einer Zange mit Gefühl abbrechen

Naja, am besten ein bissl üben an kleinen Stücken, ich hatte jede Menge Ausschuss ;) Aber ich hab auch genug alte Fenster. Ab 4mm wird es mit dem Selbstschneiden schwierig, aber die Stärke braucht man bei den alten Fenster ohnehin nicht. Man kann auch versuchen von beiden Seiten einen Schnitt zu machen. Gerade bei langen Scheiben kann das besser sein.

Ok, wenn wir nun eine passende Scheibe haben und das Holz soweit vorbereitet haben (siehe Teil 2), dann geht es ans kitten.

Man braucht: Leinölkitt, Kreidepulver, kleine Spachtel, Nägelchen

Kitt weich kneten, wenn er zu klebrig ist, dann etwas Kreide einkneten, ist er zu trocken, dann Leinöl hinzufügen, ist er trocken/krümelig: wegwerfen!

In die Kittfalz in der die Scheibe liegen wird ~2mm Kitt (lieber zu viel als zu wenig) aufbringen
Scheibe einsetzen und festwackeln (Achtung: 2mm bricht echt leicht!)


Kitten mit Spachtel

Haltedreiecke oder Nägelchen zum halten der Scheibe einbringen (entlastet den Kitt)

Überschüssigen Kitt von beiden Seiten entfernen mit der Spachtel


Mit einem weichen Pinsel mit Kreidepulver die Fugen glätten und die Fettdatscher von der Scheibe entfernen (die Kreise saugt das alles auf - wenn man das nicht macht hilft hinterher am besten eine Rasierklinge)

Der Kitt trocknet langsam. Wenn er fest ist, tut es gut, wenn man ihn nochmal mit Leinölfirnis oder Leinöl überstreicht, damit er nicht bröselt, das kann man zur Pflege alle paar Monate mal wiederholen.

Ein Video zum kitten: http://www.youtube.com/watch?v=_J5oNMfI5og Mit der Technik komme ich am besten zurecht. Es gibt auch Leute, die drehen Würstchen und legen diese dann ein. Das war mir aber zu langsam und ungenau.

Danach kann man sich dann ans Streichen machen. Siehe Teil 2...

Karl-Erwin hat jetzt mittlerweile die Fenstersanierung überstanden und freut sich über seine neuen Augen, die nun nurmal geputzt werden müssten ;)

In einem der nächsten Teile geht es um die Frage: Wie Fenster abdichten/Winterfest bekommen...?

LG,
Die Frau

1. September 2011

Fenstersanierung, Teil 2 - Farbe

Hallo,
und weiter geht es mit den Fenstern :) - ab jetzt wird es angenehm, das Schleifen war die schlimmste Arbeit...

 
Ausgangsbasis:

Fenster ohne Farbe und ohne Scheiben (oder nur teilweise mit Scheiben).




Dann die Frage: Mit was streiche ich die Fenster? Möglichst ökologisch muss es natürlich sein und wenn man sich dann mal umschaut bleiben eine Handvoll Hersteller, zB www.kreidezeit.de, www.auro.de, www.leinos.de

Ich habe mich - weil ich ja so unkonventionell bin - fürs Selbstmischen entschieden, da mir die Farben zu teuer waren und letztendlich nicht sooo viele Inhaltsstoffe enthalten sind. Ob es funktioniert hat werden die nächsten Monate zeigen ;)
Ursprünglich wollte ich einfach nur Leinölfirnis (ohnehin die Basis für so ziemlich alles) verwenden. Das funktioniert aber nur im Innenbereich. Außen brauchen die Fenster  eine Pigmentierung, weil das UV-Licht sonst dem Holz schadet (sieht man oft an alten Häusern: es ist dann komplett grau).



Meine Mischung ist: Leinölfirnis mit Pigmenten gemischt, eine riesen Auswahl hat www.kremer-pigmente.de 
Mit einem Anstrich ist es natürlich nicht getan, das funktioniert nur mit Chemie ;)

 
Ausgangsgemische:
A Leinölfirnis pur,
B Leinölfirnispigmentmix,
C Terpentinersatz
  


1. Anstrich: A/C, Mischverhältnis 50/50
2. Anstrich: B/C/A, Mischverhältnis 40/40/20
3. Anstrich: B/C, 60/40
4. Anstrich: B pur

Dazwischen immer einige Tage-Wochen (je nach Wetter) trocknen lassen. Die Mischverhältnisse sind pi x Daumen, es kommt sehr auf die Saugfähigkeit vom Holz an.
Es SOLLTE nach dem Durchtrocknen nicht mehr klebrig sein. Ich bin irgendwann dazu übergegangen, nach 24 Stunden mit einem trockenen Tuch den Überschuss abzunehmen. Die Lasur muss einziehen. Was nicht einzieht bleibt auf ewig klebrig, aber evtl. schützt die Fliegenschicht zusätzlich auch noch ;)

Innen habe ich größtenteils ohne Pigmente gearbeitet, oder nur mit sehr wenig um dem Holz wieder ein wenig Feuer zu geben.

Ich habe komplett ohne abkleben der Scheiben gearbeitet. Mit einer Rasierklinge lassen sich Unsauberkeiten hinterher gut entfernen und bei meinen Sprossenfenstern war Abkleben einfach keine Option für mich.

Wenn's gut läuft schaut's dann in etwa hinterher so aus:























Details zum Scheiben erwerben, schneiden, kitten etc mit vielen Bildern folgen....

Sommerliche Grüße,
Karl-Erwins Frau



P.S. Achja, zwischendurch habe ich noch einen Fensterrahmen neu gebaut, und eine Sprosse ersetzt. Alles selbst zusammengeschreinert, dafür braucht man so ein paar kleine Extrageräte wie eine Tischoberfräse, gute (!) Beitel (für gute Beitel braucht man dann wiederrum eine Schleifmaschine), eine Feinsäge, Holzleim, Winkel, ........... sehr empfehlen kann ich hierzu zwei Bücher, die ein paar Schreiner-Basics vermitteln das und das












14. August 2011

Holzfenster Sanierung - Teil 1 Farbentfernung

 "Naja, als erstes müssen se ja mal die alten Fenster austauschen" - war der häufigste Satz den ich von Nachbarn und anderen neugierigen Dorfbewohnern gehört habe.
DIE BLEIBEN DRIN
war von Anfang an meine Antwort und dabei bleibt es auch.














Gründe für meine Entscheidung: Heutzutage unbezahlbare 70 Jahre alte Schreinerarbeit und ein wenig auch  meine 

Ich-muss-meinen-Kopf-durchsetzen/ich-mach-es-halt-anders-als-andere Mentalität.

Eckdaten: Holzsprossenfenster, Kiefer, 2mm Einfachverglasung, Scheiben nur noch teilweise vorhanden, oft gerissen, Kitt vertrocknet, jahrelang ungepflegt. Zum Glück! - sonst wären vermutlich noch mehr als die 5 Schichten Ekelfarbe drauf.

Schritt eins war klar: Die Farbe muss runter! Nur wie? Folgende Methode hat für mich bisher am besten funktioniert (eine Alternative die ich noch nicht probiert habe ist das Ablaugen mit Ätznatron, darüber schriebe ich dann aber noch, es steht schon bei mir im Schrank).




Ich habe benutzt:
- Heißluftfön und Farbentfernspachtel (die ist ein wenig dicker als eine normale Spachtel), ein guter Beitel nutzt manchmal zum auskratzen der Ecken, eine softe Drahtbürste schadet nicht zum zwischendurch abbürsten
- Verschiedene Schleifmaschinen, idealerweise in der Reihenfolge  Bandschleifer (80er Körnung), Exzenterschleider (120er Körnung), Bohrmaschine mit Schleifaufsätzen (Flächenschleifer und Kunststoffbürste, die halten beide auch sehr lange), evtl. Dremel für die Feinarbeit.
 

Immer mit Handschuhe arbeiten versteht sich von selbst und die Glasscheiben (sofern noch intakt) nicht zu viel befönen, denn gerade die dünnen springen sehr schnell.


Im Idealfall habt ihr dann hinterher ein schönes Holzsprossenfenster mit oder ohne Scheiben (die Folge zum kitten kommt noch). Wenn's schlecht läuft habt ihr Fäulnis- und/oder Schädlingsbefall, das könnte dann so aussehen:



Macht aber nix, als angehender Hobbyschreiner kann man das ja nachbauen ;-)


In einer der nächsten Folgen dann: Scheiben, kitten, Holzbehandlung....


Bis dann,
Karl-Erwins Frau










4. August 2011

Besser spät als nie....

Liebe Leute!

Ich hätte gleich am Anfang mit dem Blog anfangen sollen. Im Februar 2011. 
Als ich eingezogen bin. 

Als...

... noch kein funktionierender Ofen die Eisblumen am Fenster innen wachsen lies
... ich noch mit Wollmütze schlief.
... noch 5 Schichten Ekelfarbe auf allen Fenstern das schöne Holz versteckt haben 

... noch alle Scheiben der Holzfenster kurz vor'm Rausfallen waren (sofern überhaupt vorhanden)








... es 2 Wände mehr gab
... es ins Dach regnete
... die Elektrik aus einem einzigen Stromkreis mit textilummantelten Kabeln bestand
... kein Bad vorhanden war und keine funktionierenden Wasserleitungen
... das Wasser statt in den Kanal in den Keller lief
... der Garten ausschließlich aus Gras und ein paar Bäumen bestand
... Heizkörper ohne Funktion in den Räumen vor sich hin rosteten
... ich noch dachte: Mein Smart schafft das schon
... ich noch keine Ahnung hatte, was man so als Nicht-Handwerker alles DOCH kann, wenn man muss und es einfach nur TUT

Mittlerweile kann ich
- Glasscheiben schneiden und einkitten
- Festerrahmen aus Holz bauen
- mit Schreinerhandwerkzeug und Oberfräse umgehen
- Sauerkraut einlegen
- Kalkputz anmischen und verarbeiten
- Wasserleitungen verlegen (die sogar dicht sind)
- "Bio"-Fensterlasur mit Pigmenten selbst anmischen
- Ofenrohre verlegen und Holzöfen anschließen
- Dachfenster einbauen
- einen Rehbock zerlegen und einwecken
- Deckenund Wände verputzen
- mit einer Hilti ganz gut umgehen
- mit Schilfrohrmatten und Steinwolle Innendämmung aufbringen
- Eine Wiese mit Lehmboden zum funktionierenenden Gemüsebeet umfunktionieren
- Bad planen und Wanne, Toilette etc. einbauen
- Innenwände einreißen
- Internetverbindung via UMTS-STick, Richtfunkantenne, WLAN-Router, Funksteckdose einrichten

Und ich kann leben ohne

- Kühlschrank




- Gefriertruhe
- konventionelle Heizung
- Fernseher
- Elektroherd
- Warmwasser (außer zum duschen)
- Klingel
- Verkehr vor der Haustür
- Fitnessstudio und Krafttraining


dafür mit
- Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten
- tollen Nachbarn
- einem verschwindend geringen Strom- und Wasserverbrauch
- relativ geringen Sanierungskosten, sponsored by Eigentleistung, Sperrmüll und Internet




Es sind natürlich noch 1.000 Dinge mehr passiert; das meißte habe ich vermutlich verdrängt ;-)

Euer Karl-Erwin