2. August 2012

Sanierung Fensterschläge - Teil 1 (Farbentfernungsversuche)

Offensichtlich bin ich nicht glücklich, wenn ich nichts an meinen Fenstern machen kann. Das Nachstreichen der Sprossenfenster nach einem Jahr mit meinem Leinölfirnis-Pigment-Mix war in 2 Stunden für ganz Karl-Erwin erledigt. Bisher bin ich damit sehr zufrieden. 
Das nächste Projekt: Sanierung der alten Fensterschläge.

Ausgangssituation: Vor einigen Jahren mal vom Vorbesitzer mit irgendwas lackiert, seitdem der Verwitterung ausgesetzt. 2011 1x mit Leinölfirnis schnell gestrichen, im Keller überwintert.

Das Entfernen der Farbe auf den alten Sprossenfenstern war schon aufwendig genug, aber das Entfernen auf den Fensterschlägen scheint mir quasi unmöglich.
Vorweg: Wer vorhat, Fensterschläge am Stück zu lassen, die Farbe zu entfernen und dann zu streichen: Vergesst es! - meine Meinung. Ein Renovierungsanstrich: ok, aber nicht wenn wirklich alles runter muss.
Wer es doch versuchen will, wird schnell feststellen, dass man mit üblichen Schleifgeräten nicht weit kommt - die Lamellen sind das Hauptproblem. Was gehen könnte ist eine Elektro-Feile (~€50,-) - wer's ausprobiert hat, darf mir gerne ihre Erfahrung schreiben. Würde mich freuen.

Neben Abschleifen bleibt ja auch noch ablaugen oder abbeizen...

Ätznatronlauge

Man besorge sich Ätznatron (zB ebay). Das Zeug wird in Perlenform geliefert, daher kann es nicht stauben, was fatal wäre zB beim einatmen. 
Achtung: Die Warnhinweise auf der Packung bitte, bitte ernst nehmen!! Das Zeug ist echt böse und nicht mit oh-ich-hab-nen-Tropfen-Abbeizer-auf-der-Hand-den-wisch-ich-mal-schnell-weg-und-das-macht-garnix zu vergleichen. 
Beim Mischen mit Wasser immer Schutzkleidung tragen (zumindest Brille, Handschuhe) und Essig bereitstellen; der neutralisiert die Lauge, falls mal was daneben geht. Haustiere und Kinder wegsperren. 
Ich bin keine Chemikerin, aber ich hab's so gemacht: Zuerst Wasser (100ml) in ein Glas, dann 1,5 EL Ätznatron-Perlen einrühren. Das sollte etwa 10%ige Lösung ergeben (?). Das ist dann eigentlich eher als Tauchbad geeignet, weil zu flüssig. 
Falls man es wie Abbeizer mit dem Pinsel auftragen will, nimmt man besser angerührten Kleister und gibt die Perlen dazu. Dann kann man es gut Auftragen. Wenn man es einrührt wird es warm - so um die 40°C, nicht erschrecken.

Ätznatron - immer vorsichtig sein und Essig bereitstellen!

Fensterschläge zerlegen

Wenn man Glück hat, sind die Lamellen nicht verleimt. Das sollte eigentlich der Standard sein. Am besten die Schrauben der Bänder (die Metall-Dinger, wo man die Schläge einhängt) ein paar Tage einweichen - ich nehm am liebsten Ballistol, weil das auch für 1000 andere Zwecke gut ist - , denn meißt sind sie angerostet. Im schlimmsten Fall muss man die Schrauben mit einem Metallbohrer rausbohren, aber Extraarbeit wollen wir uns ja ersparen, gelle.

Wenn die Bänder ab sind sollte es nur eine Stelle geben, an der man ansetzen kann: Der Zapfen (auf Bandseite sollte der sein). 
Den Schlag so in einen Schraubstock einspannen, dass man den Zapfen mit Hammer, einem Hölzchen und viel Gefühl aus dem Zapfenloch schlagen kann. (Wenn es nicht geht, muss man mit einem Leimlöser ran - das habe ich aber noch nicht ausprobiert.) 
Idealerweise läßt sich dann die eine Seite des Rahmens komplett rausnehmen und die Lamellen falls von selbst raus. Im schlimmsten Fall löst sich zwar der Zapfen, aber auf der gegenüberliegenden Seite bricht die T-Verbindung aus. Unschön! Aber Hauptsache der Schlag ist auseinander. :-/


Vergleich Abbeizer, Lauge, mechanische Entfernung

Ich habe nun zum Testen, einen Teil mit Abbeizer und einen mit Ätznatron bestrichen. Bei einem Teil habe ich wie üblich mit dem Heißluftfön und der Spachtel gearbeitet.

Abbeizer wirft Bläschen

Geruchsentwicklung: Beim Heißluftfönspachtel-Verfahren natürlich unschön, aber auch der Abbeizer dampft ein Aerosol aus. Beides nicht ideal. Das Ätznatron riecht meines Erachtens nicht.

links Ätznatron, rechts Abbeizer

Nach 5 Minuten habe ich Ätznatron und Abbeizer (Super Abbeizer von Molto: Entfernt bis zu 15 Farbschichten auf einmal - im zweifelsfall aber auch nur eine!!) abgeschabt, das Ätznatron Stück zusätzlich mit Essig neutralisiert. Ergebnis im Bild unten.

nach 5 Minuten, ganz rechts mechanische Entfernung

Fazit: Mir ist das mit dem Abbeizer und der Lauge zu gefährlich und zu viel Ekelarbeit. Die Reste müssen aufgefangen und als Sondermüll (nimmt in der Regel jeden Deponie kostenfrei!) entsorgt werden. Die Farbreste aus der mechanischen Entfernung hebe ich auf und bringe sie auch zur Deponie - in der Regel ist das dann dennoch Restmüll.
Die mechanische Entfernung (Lamelle in Schraubstock einspannen, abschaben, umdrehen, abschaben) geht immer noch am Besten. Danach muss ohnehin noch geschliffen werden.

4. Möglichkeit: Elektrohobel 

Aber irgendwie ist das alles nicht so das Gelbe vom Ei. Was auch sehr gut geht ist die Entfernung mit dem Elektrohobel. Dabei natürlich vorsichtig sein, sonst bleibt von der Lamelle nicht viel übrig. 
In den Schraubstock einspannen, 2x längs hobeln, ausspannen, umdrehen, einspannen, 2x längs hobeln - dauert etwa max 2 Minuten.
Noch ein Wort zum Schraubstock: Am besten hat man natürlich eine Hobelbank daheim mit Holzschraubstöcken. Wahrscheinlicher ist aber, dass man nur einen Metallschraubstock hat (wie, hast du etwa nicht??). Hier ist es eine blöde Idee, die Lamelle einzuspannen und draufloszuhobeln. Hobelmesser sind nicht grad billig. Bei den meißten Schraubstöcken kann man die Spannbacken (das wo das Werkstück dazschengespannt wird) austauschen. Hier empfiehlt es sich, die Metallbacken zu entfernen und durch etwas nach oben stehende Holzbacken - einfach ein paar Hölzchen mit Löchern an entsprechender Stelle - zu ersetzen. Hobelt man dann mal daneben, bzw. rutscht die eingespannte Lamelle nach unten weg,  geht es nicht gleich ins Metall.

Die Suche nach dem perfekten Gerät

Allerdings habe ich mittlerweile gelernt, dass man mit nicht-geeignetem Werkzeug Zeit, Lust und Freunde verliert. Und ich habe ja noch ein paar Türen, Türrahmen und Sperrmüllmöbel mit Farbe/Lack vor mir. Also fragte ich das www und bin auf die angeblich absolute Geheimwaffe gestoßen: 


Gestern sofort bestellt und meine Meinung gibt es dann im nächsten Post - ich setze jedenfalls alle meine Hoffnung in das Gerät.Außerdem wird das mein erstes richtig teures Markengerät, dass ich dann vielleicht auch mal verleihen kann, wenn ich schon immer die guten Sachen von Freunden geliehen bekomme :-)

In diesem Sinne: work, don't play!
Karl-Erwin's-Lackfräse


4 Kommentare:

  1. Hallo,

    wie ich schon in einem früheren Kommentar geschrieben hatte ist ein wirklich ökologisches Verfahren ein reines Leinöl aufzubringen und mit heiser Luft oder einem Hitzestrahler dieses und die untere Farbschicht zu erwärmen, danach zieht man das mit einer Ziehklinge oder einem Farbschaber ab.

    Man benötigt kein Markengerät eine einfache kleine Infrarotheizung (ab 500 Watt) tut es auch aber ein Video habe ich von einem Markenprodukt unten verlinkt.

    http://www.youtube.com/watch?v=MRzbJtOIt_M

    Ich habe mit einem verspiegeltem Alublech meine kleine Heizung so fokusiert, dass die es auch tut und ich keine 700 € ausgeben muss.

    http://vimeo.com/50432241

    André

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  2. Ich persönlich habe bei unserer Renovierung das Problem mit dem Elektrohobel gelöst und es hat perfekt funktioniert.

    Nur wie gesagt, aufpassen, dass die Lamelle nicht wegrutscht, bzw. Metall unterlegen.

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  3. Hallo, sehr interessanter und lesenswerter Bericht! Ich habe die alte Oberfläche auch mit einem Elektrohobel einfach und schnell entfernt.

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    1. Für die Rundungen geht's dann sehr gut mit der Oberfräse (mit passendem Frästisch und Fräskopf); ich weiß, sowas hat der "normale" Heimwerker nicht daheim, aber wenn man mal weiß, was man mit dem Gerät alles machen kann (und die Zeit dafür hat ;) dann ist es garkeine schlechte Investition....

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