18. Juni 2019

Leben ohne Auto - Teil 3 (Alltag)

Heute möchte ich auf die Frage aller Fragen ein gehen:

"Und wie machst du das mit dem Einkaufen?"

Das hätte ich mich früher - noch mit Auto - vermutlich auch gefragt. Zumal wir auf dem Land wohnen. Das bedeutet in unserem Falle: 900 Einwohner, nächste Einkaufsmöglichkeiten sind 8km, bzw 15km entfernt. Es gibt aber immerhin einen sehr guten Bäcker im Nachbarort. (Der auf meinen Wunsch bald endlich auch ein Bio-Brot backen wird. Man muss manchmal eben einfach nur fragen ;)



Gut, zum Einen kaufe ich relativ wenig ein. Obst und Gemüse liefert der Garten. Eier legen unsere Hühner. Als Getränke dienen Wasser und Wasserkefir.
Auf Milchprodukte verzichte ich aus ethischen Gründen mittlerweile. Ich stille meine Tochter und kann mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, dass anderen Müttern ihre Babies entrissen werden, nur damit ich deren Milch trinken kann. Irgendwie finde ich das mittlerweile pervers.

Dennoch kaufen wir Dinge wie Margarine, Bananen, Zucker, Öl etc. natürlich ein. Ich denke zwar, es würde auch ganz ohne gehen - dann verzichtet man eben auf gewisse Dinge - aber das möchte ich derzeit nicht (auch noch) machen.

Das Einkaufen geht wunderbar mit dem Rad und den Packtaschen. Mit dem Rad und dem Kinderanhänger, der einen Kofferraum hat. Mit dem Jogger. Mit dem Rucksack.
Oder ich frage Freunde ob sie mir etwas mitbringen. Manchmal treffe ich Bekannte oder Nachbarn zufällig im Laden. Dann frage ich, ob sie meine Sachen mitnehmen und vor die Tür legen und kaufe dann etwas mehr ein. Ich fahre öfter kleine Mengen einkaufen. Es gibt auch einen Bus, der zwar selten fährt (ich glaube 3x/Tag), dafür aber fast vor meiner Haustüre hält.
Ich kaufe auch online. Es gibt eine Vielzahl an Shops wie alnatura, rapunzel, bringmirbio, ..... Leider kaufe ich dort oft "zu viel", bzw Dinge, die ich im Laden vermutlich nicht kaufen würde. Daher versuche ich das einzuschränken.
Schwere, größere Dinge kann ich liefern lassen, wie zB: Hundefutter, 25kg Säcke Getreide, Bierkästen, Baustoffe...

Wenn alle Stricke reißen kann ich ein Auto leihen von Freunden. Gemeinsam genutzte Fahrzeuge finde ich extra sinnvoll, denn meist steht ja doch ein Auto die meiste Zeit und verbraucht dennoch Ressourcen (zerfällt ja leider auch beim Rumstehen, verbraucht Geld in Form von Steuer/Versicherung). Entweder tankt man dann auf, oder vereinbart einen km-Preis all-in.
Gut ist, wenn das Auto nicht direkt um die Ecke zum Abholen steht. Da ist die Hemmschwelle größer ;-)

Meine fast 2-jährige Tochter fährt seit Kurzem auch sehr gerne im Rad-Kindersitz, was die Fahrten für mich extrem erleichtert. Der Hänger hat zwar nur 11kg, aber durch die beiden Räder und die Größe einen entsprechenden Roll- und Windwiderstand.

Und, ja, es ist anstrengend. Immer wieder. Wir müssen am Ende zu Karl-Erwin einen 16%igen Berg hoch, ca. 350m. Das wird - nun nach bald 3 Jahren Training - einfacher, aber ich komme immer noch mit einem Puls von 200 und durchgeschwitzt an. Ist so. Gewöhnt man sich dran. Und ich denke mir jedesmal wieder, wie toll es ist, dass ich so fit bin und kein e-bike brauche. Denn auch das verbraucht natürlich nicht Nichts. Aber immer noch besser als ein Auto.

Was Schade an dem Alltag mit Rad ist, dass ich meine drei Hunde dabei natürlich nicht mitnehmen kann. Auf den Radwegen, auf denen wir hauptsächlich unterwegs sind, ist zu viel Radverkehr. Es wäre auch zu weit und zu schnell. Zudem hat mein Wohnort keinen direkten Zugang zum Radweg, sondern wir müssen ein paar hundert Meter Bundesstrasse fahren.

Wenn ich die Hunde mitnehmen möchte, bleibt nur Laufen oder Bahn-/Busfahren. Auch das ist machbar. Wir haben einen Bahn-Haltepunkt, der 1x/Stunde angefahren wird, in 20 Minuten Laufentfernung.

Wenn ich mit dem Rad (mit Kindersitz) in die nächste Kreisstadt fahre und die Bahn nutze, bin ich in 10 Minuten dort. Schneller als mit dem Auto, plus, ich kann direkt vor jedes Geschäft fahren und muss keinen Parkplatz suchen.

Was ist bei Regen? Was ist bei Schnee? 
Da ist der Radweg schön leer ;-) 
Gute Kleidung dem Wetter entsprechend ist klar wichtig. Und ist man erstmal losgefahren, ist es garnicht mehr so schlimm.

Alltagstip: Das Rad immer fahrtüchtig vor der Tür stehen haben. Ich habe einen Radunterstand gebaut, in dem ich Rad mit Hänger trocken und geschützt abstellen kann. Und zwar VOR dem Gartentor. Kürzester Weg zwischen Haustür und Rad. 
Müsste ich das Rad jedesmal erst aus dem Keller holen, dann noch Kette schmieren und aufpumpen, hätte ich schon lange die Lust verloren. Aber wir fahren normalerweise ja auch 1x/Tag.

Noch Fragen zum Alltag mit Rad und Kind auf dem Land? Fragt mich!

Beste Grüsse,
KEF


2 Kommentare:

  1. hey, das finde ich wirklich sehr spannend! bei uns sind die Entfernungen zum einkaufen die selben. allerdings verbindet unser Haus und die Einkaufsorte kein bisschen Radweg und ist zudem recht hügelig. Ich habe Zwillinge, was es auch nochmal erschwert und die Kita ist 13 km entfernt..Ein E-bike scheint da fast unerlässlich, aber das haben wir noch nicht. Früher bin ich jeden Morgen 9km mit dem Rad bei Wind und Wetter gefahren - ohne Kinder und im flachen Münster :D Jetzt möchte ich wieder viel mehr das Rad nutzen. Danke für deinen Artikel, das motiviert mich. Habt ihr dann eine gute Kita in der Nähe? Liebe Grüße, Sonja

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  2. Hallo Sonja, überleg Dir das gut mit dem e-bike. Einmal e-bike - immer e-bike. Ich habe mich anfangs auch gequält, aber mit einer guten Übersetzung, die Dir jeder Rad-Schrauber günstig ans vorhandene Mountainbike bauen kann, geht das.
    Mit Kitas habe ich mich noch nicht beschäftigt. Zum Glück will meine Tochter bisher nicht hingehen. Von mir aus muss sie das auch nicht. Liebe Grüsse, Jennifer

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