23. April 2020

Giebelverkleidung als Fledermausquartier

Huch, schon wieder so lange her seit dem letzten Post.... Der Winter war mild und schön und arbeitsreich.

Im Frühjahr meldete sich überraschend einer der Handwerker, die vor Jahren mit der Dämmung und Verschalung von Karl-Erwin begonnen hatten. Er hatte freie Zeit angekündigt. Die Gelegenheit ergriff ich prompt.


Neues Fledermausquartier im Giebel


Nun ist der vordere Teil der Fassade auch mit 80er Holzfaserdämmung versehen und mit Holz verkleidet. Ich habe ausnahmesweise mal nichts gemacht. Nur zugeschaut, für die Handwerker gekocht. Ich habe mich fast gefühlt wie ein "normaler" Mensch ;-)

Fledermausquartier: Rückwand aus 1cm Sperrholz, genutet und natürlich unbehandelt

Das wichtigste Anliegen bei den Arbeiten war mit, das Fledermausquartier zu erhalten und erweitern.
Ich hatte letzten Sommer kleine Kotkrümel auf den Fensterbänken im ersten Stock entdeckt und war mir recht schnell sicher, dass das kein Vogel- oder Mäusekot sein kann. Fledermauskot erkennt man daran, dass er sich bei leichter Berührung zu Staub zermahlen lässt. Das ist das Chitin der Insekten, die gefressen wurden, ungefährlich und ein toller Dünger.

Ich hatte dann einen Fledermausfachberater des Landratsamtes vor Ort von dem ich einiges lernen konnte.

Fledermausquartier


Eigentlich hätte das Quartier einfach auf die Verschalung aufgebaut werden sollen. Ich wollte einen mindestens 1 m² großen "Kasten" im Giebel. 
So einfach war es dann leider nicht, da der Dachüberstand dafür zu gering war. Die Handwerker wollten es dann erst garnicht machen. Nach einigen Beratungen und Diskussionen fanden wir dann aber doch eine Lösung.

Der Kasten baut sich aus Richtung der Wand gesehen wie folgt auf:
- Wand
- Dämmung (80mm)
- Rahmen (30mm), quasi die Hinterlüftung
- Genutetes Brett als Rückwand (10mm)
- Abstand für das innere des Kastens (30mm)
- Vorderwand (10mm)
- Nut-Feder-Bretter aus Douglasie

Der Einfluspalt von unten beträgt ca. 19mm.

Der Kasten ist - mein persönliches Experiment - in der Mitte vertikal geteilt. Die rechte Seite hat nochmals eine vertikale Unterteilung. Die linke nochmal ein V aus Holz im Innenleben.
Der Anflug unten wurde mit einem vertikalen und horizontalen Brett versehen, da das Tropfblech unter dem Kasten als Anflug nicht ideal war.

Der Kasten innen

Seit einigen Abenden sehe ich die Fledermäuse hier ums Haus flitzen. Wo sie derzeit wohnen weiß ich noch nicht. Es scheinen mir drei verschiedene Arten zu sein und ich bin sehr gespannt ob sich der Aufwand gelohnt hat.

Warum überhaupt Fledermäuse unterstützen?


Die Tiere sind faszinierend. Sie fliegen mit ihren Händen, säugen ihre Jungen, sind elegant. Und bedroht. Vor allem dadurch, dass wir unsere Häuser renovieren und jeden noch so kleinen Spalt verschließen. Früher hatte die Tiere in Dachböden genug Raum. Dieser schwindet schnell und dauerhaft. 

Ein Quartier zu bieten halte ich für das Mindeste was man tun kann. 
Es gibt mittlerweile tolle Lösungen auch für Putzfassaden. So genannte Fledermaussteine. 
Wer nicht so viel Aufwand betreiben möchte kann natürlich auch zu einem Kasten greifen. 
Entweder selbst gebaut aus Holz (Rückwand bitte immer nuten/kratzen, kein Gitter verwenden, wie manchmal gezeigt wird!) oder aus Holzbeton (bekannter Hersteller ist Schwelger).

Daneben gilt es Fledermäuse, die man tagsüber irgendwo findet nicht sich selbst zu überlassen. Eine Fledermaus, die tagsüber irgendwo sichtbar hängt, braucht immer Hilfe. Mehr dazu in meinem Zeitungsartikel: Fledermaus Artikel in der Main-Post

Zu guter letzt tut sich jeder, der Fledermäuse schützt auch selbst einen großen Gefallen. Eine Fledermaus frisst jede Nacht mehrere Hundert Insekten. Darunter viele Stechmücken. Diese nehmen durch die Klimaerwärmung immer mehr zu und übertragen gefährliche Krankheiten. 

Die Untere Naturschutzbehörde (UNB) unterstützt den Erhalt und die Schaffung vor Quartieren finanziell. Es lohnt sich, sich hier an das örtliche Landratsamt zu wenden und anzufragen.

Fertig :)
Wer noch Fragen zum Kasten hat, darf mir gerne schreiben.

Grüssle,
Karl-Erwins Frau



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